CHRISTOPHER BARBER
OPEN WINDOWS
(ATS Records)
Im Wesentlichen seine eigene Musik, eingespielt auf der Konzertgitarre, bringt der US-Amerikaner und Wahl-Wiener auf dieser neuen CD zu Gehör. Vorsicht: Ausschließlich klassisch orientierte Gitarrengourmets dürfen keinesfalls konzertanten Wohlklang erwarten. Den will Barber, der vor allem als Jazzer bekannt ist, überhaupt nicht bieten. Stattdessen präsentiert er seine stets groovenden, harmonisch reichhaltigen, melodisch einfallsreichen und abwechslungsreichen Stücke, die sich nicht schlecht im Gitarrenrepertoire machen könnten. Beispielweise in Programmen mit Musik von Villa-Lobos oder Brouwer. Dass das möglich ist, beweist der Komponist selbst: Denn er hat Villa-Lobos’ achte Etüde und Brouwers‚ Preludio Epigramatico #4‘ miteingespielt und weiß mit seinen eigenwilligen Interpretationen in diesem Rahmen durchaus zu überzeugen. Dass er gleichwohl nur in seiner eigenen Musik wirklich zu Hause ist und sein nicht-klassischer Klang eine reine Klassikproduktion ausschließen würde, soll nochmals klargestellt sein. Freunden der Fingerstyle-Gitarre und offenohrigen Klassik-Anhängern hat der Komponist jede Menge oft in die Tiefe gehende Kurzweil zu bieten. Somit verdient diese CD mehr als ein flüchtiges Ohrenmerk, führt sie doch einmal mehr den Klangbeweis, dass sich die Gitarre wie kaum ein anderes Instrument darauf versteht, musikalische Welten zusammenzuführen und zu einer kreativen Koexistenz zu bringen – und das verdient Wertschätzung.
Harald Wittig, AKUSTIC GITARRE